Eine Klasse im Fach Kunst übernehmen… was mache ich? Übernimmt man im ersten oder zweiten Jahr des Referendariats eine Klasse im Fach Kunst, gibt es ein paar notwendige Schritte, um eine Grundlage für einen guten Verlauf des Schuljahres zu legen. In Hinblick auf eine mögliche Lehrprobe sollte frühzeitig eine gute Basis gelegt werden.
Zunächst einmal ist es wichtig, sich der individuellen Situation der Klasse bewusst zu werden. Es gilt zu eruieren, welches Wissen um Verfahren der ästhetischen Praxis sowie um Begriffe bekannt ist. Auch sollte ergründet werden, welche Sozialformen bereits sicher geläufig sind, bewährte standardisierte Abläufe gilt es abzufragen. Unten ist eine Reihe sich ergebender Fragen gelistet, die möglichst früh im Schuljahr im kollegialen Gespräch mit der Klassenleitung, der Betreuungslehrkraft, Parallellehrkräften und/oder der Lehrkraft im Fach Kunst des Vorjahres beantwortet werden sollten. Anhand des Jahresplans muss dann im Abgleich mit den vorhandenen Möglichkeiten festgehalten werden, welche Prozesse neu einzuführen und zu üben sind, welche Materialien, Werkzeuge und Abbildungen beschafft werden müssen.
Es sollte auch besprochen werden, welche Schülerin oder welcher Schüler einer besonderen Aufmerksamkeit oder Berücksichtigung bedarf. Über körperliche Beeinträchtigungen oder Spezifika im sozialen Umgang sollte frühzeitig ein Austausch stattfinden.
- Welche Formen ästhetischer Praxis sind so bekannt, dass auf sie ohne intensive Wiederholung zurückgegriffen werden kann?
- Welche bildnerische Verfahren sind bekannt aber bedürfen der Übung?
- Gibt es Werkzeug, das von der Schule bereits zur Verfügung gestellt wird? Wo und wie wird es gelagert? Wie erfolgt deren Ausleihe?
- Welche Farben sind vorhanden? Lagern sie im Klassenzimmer oder in einem Lehrmittelraum?
- Sind Kunstwerke und Künstler aus den bisherigen Schuljahren bekannt?
- Gibt es Inhalte und Begriffe, die zur Besprechung von Kunstwerken bereits eingeführt und geübt sind [Komposition, Kontraste, Sujets]?
- Sind Bücher oder farbige Abbildungen zu Werken der Bildenden Kunst vorhanden?
- Können die Kinder gut mit einem Partner/ einer Partnerin oder Gruppen zusammenarbeiten?
Sind organisatorische Prozesse zur Verteilung von Wasser in Behälter, zum Aufräumen, zum Austeilen von Arbeitsblättern etc. geübt? - Existieren Strukturen in Form bekannter Unterrichtsverläufe z.B. zur Einführung einer neuen Technik oder zur Besprechung von Kunstwerken?
Jede Schule/ Klasse hat zudem unterschiedliche Formen der Materialbeschaffung sowie der Finanzierung. Es sind Fragen zu beantworten wie:
- Welches Material wird von der Schule gestellt?
- Hat die Schule ein Budget zur Finanzierung von Material, Werkzeug und Abbildungen?
- Wird ein anteiliges Budget von den Eltern eingefordert? Welches Verfahren zum Einsammeln von Geldern wendet die Schule an, auf was muss geachtet werden?
- Kann der Elternbeirat die Kosten für einmalige Anschaffung z.B. von Werkzeugen zumindest anteilig übernehmen?
Im Schuljahr der Lehrprobe
Im Schuljahr, in dem die Lehrprobe ansteht, sollte frühzeitig mit der Planung und Organisation der Lehrprobe begonnen werden. Zumindest sollte das Thema/ die Technik bereits früh im Schuljahr festgelegt werden. In Form einer Mindmap können die Möglichkeiten der vorzustellenden Unterrichtseinheit notiert werden. Hierzu gehört die ungefähre Festlegung von Sozialformen, von notwendigerweise bereits geschulter Basistechniken sowie von Begriffen. Diese Aspekte müssen bereits frühzeitig im Schuljahr berücksichtigt werden, damit sie in der Lehrprobe abgerufen werden können.
Oft wird festgestellt, dass nicht alle Elemente [siehe Liste oben] bereits in der Klasse angelegt sind. Vielmehr müssen sie im Vorfeld der Lehrprobe eingeführt und geschult werden. Eine Lehrkraft in einer Prüfungssituation muss ich auf das sichere Anwenden bekannter und geübter Verfahren und Kenntnisse verlassen können, um der Komplexität des vorzustellenden Kunstunterrichts gerecht werden zu können.
1. Die Einführung und Übung von Basistechniken
In der Lehrprobe werden in jedem Fall Basistechniken gebraucht werden. Auch wenn eine Technik eingeführt werden soll, liegt dieser meist eine andere Technik zu Grunde. Soll in der Lehrprobe gemalt werden, sind zeichnerische Grundlagen zur ersten Anlage des Bildes vorteilhaft. Wird das Drucken eines Bildes angestrebt, müssen den Kindern/ Jugendlichen grundlegende Elemente des Druckens bekannt sein.
2. Die begriffliche Schulung
Sowohl mit der bildnerischen Produktion als auch mit der Rezeption sind notwendigerweise Inhalte und Begriffe verbunden, die Basis sind für eine gute Besprechung von Schülerarbeiten und von Kunstwerken. Diese Grundlage muss im Schuljahr entsprechend der Notwendigkeiten in der Lehrprobe zielgenau angelegt oder erweitert werden. Wird eine Rezeption zentraler Inhalt der Lehrprobe, müssen den Schülerinnen und Schülern Begriffe zu Komposition, Kontraste, Sujet etc. frühzeitig bekannt gemacht werden. Nur dadurch kann eine vertiefte und erfolgreiche Rezeption geschehen. Gleiches gilt, sollte eine ästhetische Praxis thematisirt werden, müssen die Bezeichnungen der Materialien und der Werkzeuge und Hilfsmittel sowie deren Anwendung bekannt sein.
3. Die organisatorische Schulung
Wie jede Stunde ist auch die Einheit zur Lehrprobe von zahlreichen organisatorischen Elementen geprägt. Geschulte und wie selbstverständlich angewandte Sozialformen unterstützen den reibungsfreien Ablauf. Es gibt fachspezifische Abläufe wie das Holen von Wasser, das Vorstellen von Schülerarbeiten etc., die auf Basis der organisatorischen Grundformen in anderen Fächern bereits ab Beginn des Schuljahres angelegt werden müssen.
Bei aller Zielorientierung der Referendarin/ des Referendars dürfen die Qualitätsfaktoren guten Kunstunterrichts nicht aus den Augen verloren werden. Schließlich ist der Kunstunterricht immer noch für die Kinder/ Jugendlichen gedacht, auch wenn er perspektivisch in eine Lehrprobe münden wird.