Referenzpunkt Motiv: Gebäude
Für die Vermittlung des Werkes mit der Methode der erfahrungsverankerten Rezeption bietet sich die Schnittstelle des Motivs „Gebäude“ an. Über die eigene bildnerische Produktion, bei der die Schülerinnen und Schüler Bauten aus ihrer Umgebung bildnerisch umsetzen, nähern sie sich dem Motiv der anschließenden Rezeption an. Anschließend besprechen sie das Werk von van Gogh. Eine abschließende Präsentation fasst Ergebnisse der beiden vorangegangenen Phasen zusammen.
- Bildnerische Produktion zur Darstellung von Gebäuden a) Auswahl von Gebäuden/ einem Gebäude in der Nähe der Schule b) Zusammentragen von Informationen zum Bau c) Zeichnen des Gebäudes d) Überführung der Zeichnungen in eine gewählte ästhetische Praxis e) Besprechung der eigenen Arbeiten
- Rezeption van Goghs Werk >Weiße Hütten bei Saintes-Maries< [1888] a) Erste Äußerungen/ Bezugnahme zu den eigenen Arbeiten b) Beschreibung des Bildes/ Fokussierung auf bildnerische Mittel c) Informationen zu van Gogh, zeitliche Einordnung d) Interpretative Ansätze e) Vertiefung über weitere Werke von van Gogh/ Gebäudedarstellungen
- Präsentation
Bildnerische Produktion zum Motiv >Gebäude<
Ziel der bildnerischen Produktion ist es, dass die Schülerinnen und Schüler sich für ein Gebäude in räumlicher Umgebung der Schule entscheiden, das sie bildnerisch darstellen wollen. Immer sollte bei den didaktischen Entscheidungen eine Rolle spielen, an welchen Stellen den Kindern/ Jugendlichen Chancen eingeräumt werden, selbständig Entscheidungen zu treffen und sich möglichst eigenständig bildnerisch auseinanderzusetzen und zu artikulieren. Was man braucht- Skizzenhefte/ Papier, Bleistifte/ Stifte
- Materialien zur bildnerischen Umsetzung nach Wahl (z.B. Dispersionsfarben, Wasserfarben, Buntstifte…)
- Für den Einschub zur Fluchtpunktkonstruktion: Lineal
- Bildmaterial zu >Weiße Hütten bei Saintes-Maries<, zu van Gogh, zu weiteren Arbeiten von van Gogh (z.B. Vincent van Gogh: >Blühender Aprikosenbaum< [1888]
- Informationen zu van Gogh, ggf. aufbereitet/ zusammengestellt in Info-Kartons
- Ausstellungsequipment entsprechend der ästhetischen Praxis
- Bildnerische Erarbeitung und Umsetzung des Motivs >Gebäude<
- Kennenlernen und Anwenden der Fluchtpunktperspektive
- Vincent van Gogh als Vorläufer der Moderne kennenlernen
- Erarbeitung eines begründeten interpretativen Ansatzes eines Gemäldes
- Kooperatives Erarbeiten einer Präsentation der Inhalte von Produktion und Rezeption
Vorgehensweise Produktion
Als erster Impuls kann ein Gespräch dienen, welche Gebäude in der Nähe der Schule typisch für das Stadtgebiet sind. Welche Häuser vermitteln eine bestimmte Atmosphäre, die sich auf das Viertel übertragen lässt? Welche Bauten ragen positiv oder negativ heraus? Gemeinsam werden die Gebäude auf einer Karte eingezeichnet. In einer kleinen Erkundungstour werden sie aufgesucht und vor Ort gemeinsam erörtert. Gibt es nähere Informationen zum Gebäude? Wer wohnt im Gebäude? Welche Funktion hat das Haus? Gibt es bauliche Besonderheiten? Welche Farben dominieren? Wie gliedert es sich in die Umgebung ein oder hebt es sich eher ab? Derartige Fragen werden in der Gruppe besprochen, ggf. können schon erste Skizzen oder Farbproben gemacht werden. Der nächste Schritt richtet sich in erster Linie nach der Jahrgangsstufe. Bei jüngeren Schülerinnen und Schülern einigen sich die Kinder auf ein Gebäude, das sie alle im Bild wiedergeben. Jugendliche können sich für unterschiedliche Gebäude entscheiden und sich im räumlichen Umfeld der Schule eigenständig bewegen. Ihre Aufgabe besteht darin, mit einer ihnen bekannten und für die Umsetzung geeigneten Technik den von ihnen ausgewählten Bau darzustellen. Als Vorarbeit bietet es sich zumindest in der Sekundarstufe an, den Schülerinnen und Schülern eine einfache Konstruktion über zwei Fluchtpunkte beizubringen. Dieses Verfahren ist rasch unterrichtet, zumal es eine Reihe guter Tutorials gibt, die die häusliche Wiederholung und Sicherung unterstützen können. Die Idee der erfahrungsverankerten Rezeption verfolgt das Ziel, den Schülerinnen und Schülern eine größt mögliche Eigenständigkeit in der ästhetischen Praxis zu bieten. Dazu gehört, die Auswahl der Technik nach Möglichkeit den Kindern/ Jugendlichen zu überlassen. Diese orientieren sich an ihnen bekannten Darstellungsformen und gleichen die Optionen auf die neue Aufgabenstellung ab. Eine derartige Vorgehensweise mag in der Organisation anfangs etwas aufwändiger sein, wenn alle Schülerinnen und Schüler erst einmal ihre Technik finden müssen und ihre Ausstattung organisieren sollen. Belohnt wird der Mehraufwand mit einer hohen Individualität von Darstellungen sowie einer Förderung der bildnerischen Problemlösekompetenzen der Schülerinnen und Schüler. Ein Mitspracherecht bei der Technik und beim Motiv motiviert Kinder und Jugendliche gleichermaßen. Die Schülerinnen und Schüler zeichnen mit verschiedenen Bleistiften und Buntstiften oder malen mit unterschiedlichen Farben das von ihnen ausgesuchte Bauwerk, entweder im Klassenverband vor einem Bau oder verteilt in Schulnähe. In der Schule wird ein Rahmen geboten, die Vorarbeiten oder die Zwischenstände gemeinsam zu besprechen. Auch besteht die Option, lediglich die Vorarbeiten auszulagern und die Realisierung der Arbeiten in der Schule vorzusehen. Auf diese Weise ist die Organisation und die Durchführung einer kontinuierlichen Begleitung des Bildwerdeprozesses stark vereinfacht. Auch die kleinschrittige Besprechung der Fortschritte im Plenum kann leicht durchgeführt werden, um so eine individuelle Hilfestellung für den Klassenverband fruchtbar zu machen. Reflexion/ Besprechung Abgeschlossen wird die Phase der bildnerischen Produktion mit einer Abschlussbesprechung, in der die getroffenen Entscheidungen über das Motiv, die Technik und die Umsetzung exemplarisch besprochen und nachvollzogen werden. Hier werden bei den Schülerinnen und Schüler in der Sec II auch die bildnerischen Entscheidungen zum Aufgreifen der Atmosphäre des Gebäudes hinterfragt, kompositorische Ideen erläutert und Entscheidungen zum Farbeinsatz besprochen.Rezeption zu van Goghs >Weiße Hütten bei Saintes-Maries<
Nach der eigenen ästhetischen Praxis zeigt die Lehrkraft das Werk >Weiße Hütten bei Saintes-Maries< [1988]. Folgende Aspekte sollten in der Rezeption angesprochen werden:- Erste Eindrücke, Bezug zum eigenen Arbeiten
- Bildbeschreibung
- Hintergründe zum Werk und zu van Gogh
- Komposition
- Farbeinsatz
- Zusammenschau der Komponenten
Präsentation
Die Arbeiten der Schülerinnen und Schüler werden ausgestellt. Entsprechend der Möglichkeiten der Schule rahmen die Kinder/ Jugendlichen gemeinsam ihre Bilder und stellen sie zu einer Ausstellung zusammen. Beschriftungen mit Bildtitel und Nennung des Urhebers/der Urheberin professionalisieren die Präsentation. Eine Ergänzung mit Informationen zu van Gogh und seinen Werken mit Gebäuden als Motiv schließt den Bogen und fasst die bildnerische Produktion und die Rezeption zusammen. Ggf. sind bei der Besprechung von Leben und Werk van Goghs bereits Plakate oder Leporellos entstanden. Diese können dann Bestandteil der Ausstellung werden.
[Eine differenzierte Darstellung der Methode mit zahlreichen Unterrichtsbeispielen finden Sie in >Erfahrungsverankerte Rezeption< von Oliver M. Reuter im kopaed-Verlag München 2020]