Individuelle Problemlöseprozesse im KU

Der Kunstunterricht sollte sich seit Ihrem eigenen Kunstunterricht deutlich weiterentwickelt haben. Die Zeiten, als alle Schülerinnen und Schüler zur gleichen Zeit das gleiche Bild gemalt oder gezeichnet haben, sind vorbei. Inzwischen ist der Wert individueller bildnerischer Prozesse erkannt.

Individuelle Problemlöseprozesse im Kunstunterricht sind von entscheidender Bedeutung, da sie den Schülerinnen und Schülern helfen, Fähigkeiten im kreativen Arbeiten zu entwickeln, ihre persönliche Ausdruckskraft zu fördern und eine tiefere Auseinandersetzung mit bildnerischen Techniken zu ermöglichen.

Wenn Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, Probleme selbst zu lösen, können sie ihre eigenen Ideen und Lösungen entwickeln, ohne sich auf vorgegebene Wege oder Lösungen beschränken zu müssen. Dies stärkt das kreative Denken und fördert die Selbstständigkeit, was langfristig zu einer besseren Problemlösungsfähigkeit führt.

Bildnerisches Darstellen ist ein persönliches Ausdrucksmittel. Jeder Mensch hat unterschiedliche Perspektiven, Erfahrungen und Gefühle. Individuelle Problemlöseprozesse im Kunstunterricht ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, ihre eigene Position zu finden und auf ihrem Niveau auszudrücken. Sie können ihre Werke so gestalten, dass diese ihre einzigartigen Erfahrungen und Ideen widerspiegeln, anstatt einem standardisierten Konzept zu folgen.

Wenn Schülerinnen und Schüler sich mit einem Problem auseinandersetzen und selbstständig nach Lösungen suchen, müssen sie ständig ihre Entscheidungen reflektieren und hinterfragen. Dies fördert nicht nur das Potential, eigene Positionen im Bild darzustellen, sondern auch die Fähigkeit zur Selbstreflexion.

Wenn Kinder und Jugendliche die Kontrolle über ihre eigene bildnerische Arbeit haben, sind sie eher bereit, sich intensiv mit einem Projekt auseinanderzusetzen. Individuelle Problemlösungsprozesse fördern ein höheres Maß an Eigenverantwortung und Engagement, da die Schüler ihre Arbeit selbst gestalten und die Entscheidungen über den bildnerischen Prozess treffen können.

Kunstunterricht, der Raum für individuelle Problemlösungsprozesse bietet, führt zu einer Vielzahl von Lösungsansätzen und Ergebnissen. Diese Vielfalt bereichert das Lernumfeld, da Kinder und Jugendliche nicht nur ihre eigenen, sondern auch die kreativen Ansätze ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler kennenlernen. Ein solcher Austausch fördert das Verständnis für unterschiedliche Perspektiven und Techniken.

Bildnerische Problemlöseprozesse sind oft ein Prozess von Versuch und Irrtum. Sie erfordern Geduld und Ausdauer, da die Kinder und Jugendlichen lernen müssen, mit Rückschlägen umzugehen und ihre Ansätze bei Bedarf anzupassen. Diese Fähigkeiten sind nicht nur im Kunstunterricht, sondern auch in vielen anderen Lebensbereichen wichtig.

Individuelle Problemlösungsprozesse im Kunstunterricht ermöglichen es, interdisziplinäre Verbindungen herzustellen. Schülerinnen und Schüler können verschiedene Techniken, Materialien und Themen aus anderen Fächern wie Geschichte, Naturwissenschaften oder Literatur in ihre Arbeiten einfließen lassen. Diese interdisziplinäre Herangehensweise fördert ein umfassenderes Verständnis und erweitert die bildnerischen Ausdrucksmöglichkeiten.

Insgesamt tragen individuelle Problemlösungsprozesse im Kunstunterricht dazu bei, dass Schüler nicht nur technische Fähigkeiten entwickeln, sondern auch ihre persönliche Kreativität entfalten, ihre kritische Denkweise schärfen und sich als eigenständige, reflektierte Persönlichkeiten in der Welt der Kunst positionieren.

Von einem Kunstunterricht, der Raum bietet für individuelle bildnerische Problemlöseprozesse, profitieren Kinder und Jugendliche ganz wesentlich:

  • Förderung der Problemlösefähigkeit
  • Stärkung des individuellen Ausdrucks
  • Erhöhung der Motivation und Engagement
  • Vielfalt der Lösungsansätze
  • Förderung von Ausdauer und Geduld
  • Integration von verschiedenen Disziplinen


Was bedeutet das nun ganz praktisch für den Kunstunterricht?
Sie müssen gänzlich auf bildnerische Vorlagen verzichten. Ideen zur Ökonomisierung von Vorbereitungszeiten etwa in Form von Ausmalblättern, Mandalas, Bastelvorlagen o.ä. sind gänzlich ausgeschlossen.

Doch man braucht keine Angst haben vor dem Aufwand an Planung, Vorbereitung und Durchführung von Kunstunterricht. Für den Anfang reicht es, individuelle bildnerische Lösungsansätze der Schülerinnen und Schüler als Prämisse für Unterricht zu begreifen. Dieses Prinzip ist ein guter Orientierungspunkt, der alle nachfolgenden didaktischen Entscheidungen leichter macht.

Um individuelle Bildlösungsprozesse zu fördern, müssen die Vorgaben reduziert werden. Ist das Thema oder das Sujet vorgegeben, können die Techniken im Rahmen der Möglichkeiten freigegeben werden. Soll beispielsweise ein Stillleben dargestellt werden, ist es nicht notwendig, auch die die Technik, etwa das Malen mit Wasserfarben, vorzugeben. Vielmehr können Stillleben dann mit Bleistiften, Buntstiften, Wachsmalkreiden, Kreiden, Ölkreiden, Filzstiften, Kugelschreiber etc. gemalt und gezeichnet werden.

Nach der Einführung (in diesem Fall in das Bildsujet des Stilllebens) ist dann zunächst die Bandbreite an möglichen bildnerischen Techniken sowie an einsetzbaren Materialien zu besprechen, bevor es in die tatsächliche Arbeitsphase geht. Damit alle von den unterschiedlichen Problemlöseprozessen profitieren können, sollten Zwischenergebnisse und finale Arbeiten im Plenum vorgestellt und besprochen werden.

Was Sie aushalten müssen, ist die Tatsache, dass am Ende der Sequenz viele verschiedene Arbeiten der Schülerinnen und Schüler entstanden sein werden. Dafür benötigen Sie dann eine Idee, wie Sie mit der Heterogenität vor dem Hintergrund einer Benotung ausgehen werden.