Ein Unterrichtsbesuch und eine Lehrprobe müssen auf verschiedenen Ebenen gut vorbereitet werden. Zunächst werden allgemeine, nicht fachgebundene, Tipps angeführt. Anschließend werden einige Hinweise für das Fach Kunst spezifiziert.

Allgemeine Tipps…
- Frühzeitig: Beginnen Sie sehr frühzeitig damit, ihren Lehrbereich festzulegen. Finden Sie dabei ein gutes Mittelmaß. Einige Themen sind für Unterrichtsbesuche und Lehrproben derart abgegriffen, dass die Bewertenden sie kaum mehr ertragen können und zudem über ein großes Repertoire an beobachteten Unterrichtseinheiten zum selben Thema verfügen. Ist Ihr Vorhaben zu innovativ, überfordern Sie vielleicht die Bewertenden.
- Mentoring und Networking: Bietet sich jemand aus Ihrem fachlichen Umfeld als Mentor/ Mentorin an? Das muss keine Betreuungslehrkraft sein. Wichtig ist, dass Sie Ihre Entscheidungen (Themenbereich, Planung, Sozialformen etc.) hinterfragen lassen können. Dabei geht es nicht um eine unhinterfragte Unterstützung, sondern um ein konstruktiv-kritisches Besprechen Ihres Vorhabens, Ihrer Planung. Ein gutes Networking mit Kolleginnen/ Kollegen ist hilfreich, um auf Expertinnen/ Experten aus verschiedenen Fächern zurückgreifen zu können.
- Materialien nutzen: Möglicherweise gibt es bereits fertige Materialien von Kolleginnen/ Kollegen, die ggf. nach einer kleinen Aktualisierung eingesetzt werden können. Achten Sie darauf, dass die Materialien aber Ihrem Wesen zu unterrichten entsprechen.
- Feedback einholen: Holen Sie sich kollegiales Feedback im Vorfeld. Vielleicht können Sie die Unterrichtseinheit in einer Parallelklasse vorher halten.
- Technik-Training: Üben Sie alle Abläufe, in denen technische Geräte vorkommen. Sind alle Kabel vorhanden? Funktioniert die Projektion?
- Stressbewältigung: Etablieren Sie rechtzeitig im Vorfeld Techniken zur Bewältigung von Stress (z.B. Yoga) und zur Förderung des Selbstvertrauens. So lässt sich die die Nervosität vor der Lehrprobe reduzieren.
- Eigene Entwicklung: Nehmen Sie von der ersten Unterrichtsbegleitung durch Betreuungslehrkräfte und Seminarleitungen oder durch kollegiale Hospitation alle angesprochenen Aspekte zur Verbesserung ernst. Es mag anfangs schwierig sein, bei aller investierten Mühe, Kritik anzunehmen. Aber mit ein wenig Abstand zur Besprechung sollten Sie reflektieren, welche Aspekte berechtigt angesprochen wurden. Fixieren Sie schriftlich, in welchen Bereichen Sie aktiv Fortschritte machen können.
- Erwartungen: Im Vorfeld der Stunde sollten Erwartungen geklärt werden. Erläutern Sie den Schülerinnen und Schüler die Situation des Unterrichtsbesuchs/ der Lehrprobe und klären Sie, was sie von ihnen erwarten. So erreichen Sie Klarheit der Situation und eine Motivation für die Schülerinnen und Schüler.

Fachspezifische Hinweise für Lehrproben/ Unterrichtsbesuche im Fach Kunst
- Thema: Wählen Sie ein Thema, das Sie begeistert und das auch für die Schülerinnen und Schüler interessant ist. Überlegen Sie, welche Techniken oder Materialien Sie einführen möchten, welches Kunstwerk Sie besprechen wollen.
- Material und Werkzeug: Stellen Sie sicher, dass Sie alle benötigten Materialien, Werkzeuge und Abbildungen von Kunstwerken rechtzeitig bereit haben. Berücksichtigen Sie Lieferzeiten. Wenn die Schülerinnen und Schüler etwas mitbringen sollen, sammeln Sie es bereits mind. 14 Tage vorher ein.
- Bildmaterial: Achten Sie bei der Besprechung von Kunstwerken oder anderem Bildmaterial auf gute Abbildungen (Farbdarstellung, Auflösung).
- Ablauf/ Struktur: Bei der Erstellung der Unterrichtsstruktur ist auf einen klaren Ablauf zu achten. Dabei muss die Vorbereitung für eine bildnerische Praxis ebenso berücksichtigt werden (Material austeilen, Wasser holen etc.) wie das Aufräumen.
- Technik selbst beherrschen: Jede Technik, die gelehrt werden soll, muss durch die Lehrkraft sehr gut beherrscht werden. Nur dann kann man auf Fragen und sich entwickelnde aber kaum vorhersehbare Situationen reagieren. Zudem können Sie so die Herausforderung, die die Technik für die Schülerinnen und Schüler bedeutet besser einschätzen. Auch wird dabei klar, welche Werkzeuge und Hilfsmittel wirklich benötigt werden. Verlassen Sie sich nie allein auf Beschreibungen von Unterricht im Internet oder in Unterrichtsliteratur.
- Bildnerische Praxis: Bildnerisch-praktische Anteile müssen ein ausreichend großes Zeitfenster erhalten. Dabei können Sie Ihre pädagogische Professionalität zeigen, indem Sie die Schülerinnen und Schüler individuell begleiten und Hilfestellung geben.
Auch wenn es für manche Lehrkräfte schwierig ist, verzichten Sie auf zu konkrete bildnerische Vorgaben. Nur so können individuelle Bildlösungen durchlaufen werden und grundlegende Ziele von Unterricht erreicht werden. - Sozialformen: Sämtliche Sozialformen müssen im Vorfeld der Lehrprobe/ des Unterrichtsbesuchs geübt werden. Bitte auf keinen Fall eine Gruppenarbeit mit Schülerinnen und Schüler vorsehen, die noch nie eine Gruppenarbeit gemacht haben.
- Reflexion: Planen Sie Zeit für eine gemeinsame Reflexion gegen Ende der Stunde ein, in der die Schülerinnen und Schüler ihre Arbeiten präsentieren und Sie Feedback geben können.
- Geplantes Ende: Überlegen Sie sich einen gelungenen Abschluss der vorzustellenden Sequenz. So wird eine runde Sache draus. Bedenken Sie, dass der gelungene Abschluss der Teil Ihres Unterrichts ist, der am nächsten an der Besprechung mit der Seminarleitung oder an der Beratung durch die bewertende Kommission liegt.